
Mahmud Azhar, Andrzej Frątczak, Amadeu Antonio Kiowa, Klaus-Dieter Reichert, Nihat Yusufoğlu, Alexander Selchow, unbekannter Obdachloser, Jorge Gomondai, Helmut Leja, Agostinho Comboio, Wolfgang Auch, Samuel Kofi Yeboah, Mete Ekşi, Gerd Himmstädt, Timo Kählke, drei Familienangehörige aus Sri Lanka, Blanka Zmigrod, Matthias Knabe, Dragomir Christinel, Ingo Finnern, Gustav Schneeclaus, Erich Bosse, Nguyen Van Tu, Torsten Lamprecht, Emil Wendtland, Sadri Berisha, Dieter Klaus Klein, Ireneusz Szyderski, Frank Bönisch, Günter Heinrich Hermann Schwannecke, Waltraud Scheffler, Rolf Schulze, Karl Hans Rohn, Silvio Meier, Alfred Salomon, Bahide Arslan, Yeliz Arslan, Ayse Yilmaz, Bruno Kappi, Hans-Jochen Lommatzsch, Sahin Calisir, Karl Sidon, Mario Jödecke, Mike Zerna, Mustafa Demiral, Hans-Peter Zarse , Matthias Lüders, Gürsün Ince, Hatice Genc, Hülya Genc, Saime Genc, Gülüstan Öztürk, Horst Hennersdorf, Hans-Georg Jacobson, unbekannter Obdachloser, Bakary Singateh, Ali Bayram, Eberhart Tennstedt, Klaus R., Beate Fischer, Jan W., Gunter Marx, Piotr Kania, Michael Gäbler, Horst Pulter, Peter T., Dagmar Kohlmann, Klaus Peter Beer, Maiamba Bunga, Nsuzana Bunga, Françoise Makodila, Miya Makodila, Christine Makodila, Christelle Makodila, Legrand Makodila, Jean-Daniel Makodila, Rabia El Omari, Sylvio Amoussou, Patricia Wright, Sven Beuter, Martin Kemming, Bernd Grigol, Boris Morawek, Werner Weickum, Achmed Bachir, Frank Böttcher, Stefan Grage, Phan Van Toan, Olaf Schmidke, Chris Danneil, Horst Gens, Augustin Blotzki, Matthias Scheydt, Josef Anton Gera, Georg Jürgen Uhl, Jana Georgi, Erich Fisk, Nuno Lourenco, Farid Guendoul, Egon Efferts, Peter Deutschmann, Carlos Fernando, Patrick Thürmer, Kurt Schneider, Hans-Werner Gärtner, Karl-Heinz Lietz, Daniela Peyerl, Horst Zillenbiller, Ruth Zillenbiller, Jörg Danek, Bernd Schmidt, Helmut Sackers, Dieter Eich, Falko Lüdtke, Alberto Adriano, Thomas Goretzki, Yvonne Hachtkemper, Matthias Larisch von Woitowitz, Klaus-Dieter Gerecke, Jürgen Seifert, Norbert Plath, Enver Şimşek, Malte Lerch, Eckhardt Rütz, Belaid Baylal, Willi Worg, Fred Blanke, Mohammed Belhadj, Axel Obernitz, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Dieter Manzke, Dorit Botts, Habil Kılıç, Ingo Binsch, Klaus Dieter Lehmann, Kajrat Batesov, Ronald Masch, Marinus Schöberl, Ahmet Sarlak, Hartmut Balzke, Andreas Oertel, Enrico Schreiber, Günter T., Gerhard Fischhöder, Thomas K., Hartmut Nickel, Mechthild Bucksteeg, Alia Nickel, Petros C., Stefanos C., Viktor Filimonov, Waldemar Ickert, Aleksander Schleicher, Oleg Valger, Martin Görges, Mehmet Turgut, Oury Jalloh, Thomas Schulz, Unbekannter, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Tim Maier, Andreas Pietrzak, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Andreas F., Michèle Kiesewetter, M. S., Peter Siebert, Bernd Köhler, Karl-Heinz Teichmann, Hans-Joachim Sbrzesny, Rick Langenstein, Marcel W., Marwa El-Sherbini, Sven M., Kamal Kilade, Duy-Doan Pham, André Kleinau, Klaus-Peter Kühn, Karl Heinz L., Charles Werobe, Sevda Dag, Chousein Daitzik, Selcuk Kilic, Giuliano Josef Kollmann, Can Leyla, Janos Roberto Rafael, Armela Sehashi, Sabine Sulaj, Dijamant Zabergaja, Eugeniu Botnari, Daniel Ernst, Ruth K., Christopher W., Walter Lübcke, Jana Lange, Kevin Schmidt,Gökhan Gültekin, Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Mercedes Kierpacz (und ihr ungeborenes Kind), Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Bilal Gökçe, Said Nessar El Hashemi und Can Gülcü.
Seit der Wiedervereinigung sind nach Angaben der Amadeu-Antonio-Stiftung knapp 200 Menschen im Alter zwischen vier und 98 Jahren durch rechtsextreme Gewalt ums Leben gekommen. Heute ist die Liste weiter gewachsen – auf insgesamt 209 Menschen. Dahinter stehen 209 Namen, Gesichter, Familien, Schicksale.
Keine Frage: der Anschlag von Hanau ist entsetzlich, er schockiert, er verstört. War es ein rassistischer Anschlag? Ja. Tobias R., ein 43-jähriger Deutscher, der mutmaßliche Täter, war getrieben von Rassismus und Hass, suchte anscheinend seine Opfer gezielt unter Menschen mit Migrationshintergrund. War es ein fremdenfeindlicher Anschlag? Nein. Auch wenn die Opfer nach jetzigem Kenntnisstand alle über einen Migrationshintergrund verfügen, sind sie Bürgerinnen und Bürger unseres Staates, keine Fremden. Sie sind Teil unserer Gesellschaft. Der terroristische Anschlag ist damit ein Angriff auf unsere Zivilgesellschaft und damit auf uns alle.
Nicht einmal eine Woche nach der bundesweiten Razzia gegen die „Gruppe S.“, welche im Verdacht steht, als rechtsterroristische Vereinigung mit gezielten Anschlägen bürgerkriegsähnliche Zustände provozieren zu wollen, ist heute unser Land von einer erneuten Bluttat erschüttert worden. Nicht einmal sechs Monate nach dem Anschlag von Halle, neun Monate nach dem Mord an Walter Lübcke und knapp 13 Jahre nach der Mordserie des NSU. Die Menschen reagieren bundesweit mit Entsetzen. Überall im Land haben sich heute Tausende zusammengefunden, um mit Mahnwachen und Schweigeminuten ihre Solidarität mit den Opfern zu zeigen und ein Zeichen für ein offenes, demokratisches und tolerantes Deutschland zu setzen. Der Bundesinnenminister hat für heute und morgen für alle öffentlichen Gebäude Trauerbeflaggung angeordnet. Beides ist richtig. Falsch ist es, jedoch den heutigen Terrorakt zu bedauern.
Während sich die übergroße Mehrheit bestürzt über den Anschlag zeigt, werden bundesweit 482 Neonazis und Rechtsextremisten per Haftbefehl gesucht. Während viele nach den ersten Berichten aus Hanau um Fassung rangen und nach Worten suchten, griffen am rechten Rand sofort die bekannten Reflexe: „Hanau : Mindestens 11 Tote und mehrere Schwerverletzte bei Angriff auf Shisha-Bar. Ist das wirklich noch das 2017 von der Merkel-CDU beschworene „Deutschland in dem wir gut und gerne leben“?“, fragte etwa der Berliner AfD-Abgeordnete Georg Pazderski. Der ehemalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen twitterte: „Sozialistische Logik: Täter sind immer rechts, Opfer immer links. Man braucht sich nicht mehr mit Stalin, Mao, Pol Pot, Ulbricht …auseinandersetzen, weil sie Nazis waren. Der Haken daran ist: nach dieser Denke sind sie selber rechts. Antifa=Nazis.“. Prof.Dr. Jörg Meuthen, Bundessprecher der AfD, der sonst nie müde wird, bei Straf- oder Gewalttaten von Flüchtlingen oder Menschen „arabischer Herkunft“ auf eben diese hinzuweisen, postete zu Hanau: „Das ist weder rechter noch linker Terror, das ist die wahnhafte Tat eines Irren. Jede Form politischer Instrumentalisierung dieser schrecklichen Tat ist ein zynischer Fehlgriff. […]“. Der AfD-Kreisverband Augsburg-Stadt teilte bei Facebook einen Bericht der WELT mit dem Kommentar „Deutschland auf dem Weg zum Multikulti-Drecksloch.“
Es wird – noch vor dem Vorliegen genauerer Details – eine Gewalttat eines Ausländers unterstellt, die Kanzlerin angegriffen, verharmlost und relativiert. Deswegen ist Bedauern fehl am Platz!
Spätestens nach Hanau muss allen klar sein, dass es Menschen gibt, die sich bestärkt durch die Rhetorik z.B. der AfD, als Vollstrecker eines, wie auch immer gearteten, „Volkswillens“ sehen. Sätze wie „Wir werden sie jagen!“, „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet!“ oder „Solche Menschen müssen wir selbstverständlich entsorgen!“ sind der Katalysator, der Brandbeschleuniger, für solche Straf- und Gewalttaten. Es muss allen klar sein, dass eine Wahl der AfD, aus welchen Gründen auch immer, dies unterstützt und das gesellschaftliche Klima weiter zerstört und Hass schürt. Es muss uns klar sein, dass das gebetsmühlenartige Gleichsetzen von Linkspartei und AfD, von Antifa und Neonazismus eine gefährliche Verharmlosung der extremen Rechten darstellt.
Deshalb brauchen wir kein Bedauern, sondern Entschlossenheit!
Treten wir der rechten Populisten, den Rechtsextremisten und der AfD entschlossen entgegen! Dazu gehört auch, sich nicht von ihnen in eine Regierung hieven zu lassen. Wir brauchen eine bessere Überwachung der extremen Rechten durch den Verfassungsschutz! Das erfordert auch einen Untersuchungsausschuss, der die Amtszeit von Maaßen als Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz durchleuchtet. Wir benötigen ein energischeres Durchgreifen des Rechtsstaates bei rassistischen und/oder rechtsextremistisch motivierten Straf- und Gewalttaten!
Das sind wir den Opfern schuldig – ganz gleich, ob sie Mehmet, Jana, Bilal, Torsten oder Halit heißen.
Zusammenfassung Hanau war kein fremdenfeindlicher Anschlag, sonder ein Anschlag auf uns alle. / Rechtsextremismus und -populismus sind ein wachsendes Problem. / Es benötigt endlich Entschlossenheit, statt Bedauern, um dieses zu lösen.
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