
Die Unzufriedenheit in unserem Land wächst. Viele Menschen sind kriegs- und krisenmüde geworden. Dabei ist es für viele zunächst völlig unerheblich, dass wir nicht selbst Angst haben müssen, dass unser zu Hause bombardiert wird oder dass wir die Krisen insgesamt bis dato verhältnismäßig gut gemeistert haben. Diese Haltung ist verständlich. Nach bzw. angesichts der sogenannten Flüchtlingskrise, der Corona-Krise, der Energie- und Strompreiskrise, der hohen Inflation und dem Krieg in der Ukraine mit seinen immer gleichen Bildern unnötiger Zerstörung, sinnloser Gewalt und Toten kann man dieser Themen durchaus überdrüssig werden.
In der Folge des Kriegs in der Ukraine sind die Zahlen an Geflüchteten gestiegen, noch über das Niveau von 2015/2016. Und über allem baumelt drohend das Damoklesschwert Klimawandel – an einem immer dünner werdenden Faden. Viele haben das Gefühl, diesen Herausforderungen hilflos gegenüberzustehen. Was kann man als Einzelner schon ausrichten?
Gleichzeitig wachsen der Druck und die Erwartungshaltung auf die Regierung, die Politikerinnen und Politiker, die Entscheidungsträger unserer Gesellschaft. Von diesen erwarten wir Lösungen. Schnell. Einfach. Pragmatisch. Das ist schließlich deren Job. Diesem Anspruch scheinen „die da oben“ jedoch nicht gerecht zu werden. Vielleicht auch gar nicht zu wollen. Und so beschleicht viele das Gefühl, dass uns „die Politik“ nicht ehrlich gegenübertritt. Dass man uns belügt. Der Stammtisch findet hierfür noch ein ganz anderes Vokabular.
Also, alles klar: Die Politiker machen sich die Taschen voll, die Probleme des einfachen Volkes sind ihnen egal und am Ende wird man ohnehin verarscht? Eine wachsende Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern würde dieser Aussage wohl sofort uneingeschränkt zustimmen. Das ist einerseits gefährlich. Andererseits ist es so einfach aber dann doch nicht.
Wenn wir Wahrheit und Offenheit einfordern, bedeutet das auch, dass wir die dann getätigten Aussagen a) ertragen müssen und dass wir b) diejenigen, die diese offen aussprechen, dafür nicht bestrafen dürfen.
Denn diese Wahrheiten würden dann je nach Thema beispielsweise lauten: „Wir müssen unsere Lebensweise ändern.“ Oder: „Eine Lösung wird viel Geld kosten.“ Oder – und das dürfte die bitterste aller Wahrheiten sein: „Wir werden unser Wohlstandsniveau nicht halten können und werden lernen müssen, zu teilen.“ Nicht weniger ernüchternd wäre die in manchen Fällen ehrliche Antwort: „Wir haben (im Moment) keine Lösung.“
In einer Konsum- und Wachstumsgesellschaft, die auf ein immer Mehr getrimmt ist, möchte das niemand hören. Wir wollen nicht raus aus unserer Komfortzone. Wir wollen nicht teilen. In einem Land, in welchem das Credo immer lautete, dass es die Kinder einmal besser haben sollen, verschließt man gerne die Augen, dass die Realität inzwischen an vielen Stellen eine andere ist.
Und dennoch verlieren die Aussagen nichts an Wahrheitsgehalt: Angesichts des Ukraine-Krieges haben wir als Westen bislang keine Lösung. Putin will und braucht innenpolitisch einen militärischen Erfolg. Die Ukraine besteht auf der Unverletzlichkeit ihrer Souveränität. Ein friedensschaffender Kompromiss ist auf dieser Basis schwer erkennbar.
Angesichts der anhaltend hohen Flüchtlingszahlen haben wir ebenfalls keine Lösung. Vor allem, weil es auf europäischer Ebene keine Verteilungsmechani